Job shadowing: Switzerland-Spain [EN/GE]

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For the third time, a professional exchange took place between prison education teachers from Andalusia, Spain, and from Switzerland. This professional exchange was actually planned for spring 2020, everything was already organised, flights bought, hotels reserved, entrance fees for sightseeing paid – and then the pandemic came.

In the early summer of 2021, it could be hoped that travel between the two countries would be possible again and, above all, that visits to the respective prisons would be allowed. We were lucky. At the beginning of October, the seven-member Swiss delegation travelled to Almería and Granada, and the seven teachers from these two cities were in Switzerland at the beginning of November.

At the Centro de Educación Permanente Retamar in El Acebuche prison in Almería, the Swiss teachers were surprised by the projects that can be realised with the prisoners as part of the classes. They were particularly impressed by a video production on the topic of the value of freedom. Since in Spanish prisons, in contrast those in Switzerland, there is no obligation to work, the focus can be much more on the education and training of the prisoners. There is more time available for education.

From their point of view the Spanish colleagues critically remarked that education in the penal system in Switzerland does not yet have the status it should have in order to provide a prisoner with the best possible conditions for the time after release. Half a day of school compared to four and a half days of work is clearly too little. On the other hand, they also recognised the advantages of compulsory work. The daily work gives the prisoners a stable daily structure and prepares them well for the working world outside the walls in terms of work rhythm and working autonomously.

A great advantage of the system in Spain is that the schools in the prisons are part of the public school system and the students can therefore obtain official school qualifications. In Switzerland, this is not yet possible at the level of primary and secondary school. At most, language and ECDL diplomas can be obtained. With regard to vocational training, on the other hand, prisoners can very well complete vocational training in various professions – but essentially only those who have to serve a long-term prison sentence.

While the Spanish colleagues were amazed at the Swiss nationwide learning platform with various learning programmes and restricted access (whitelist) to the internet, the Swiss teachers were impressed at how the schools make learning content available on their internal platform using moodle for self-directed learning.

Half of the teachers in Switzerland work alone or in pairs in a correctional facility, while the staff in a Spanish prison consists of about a dozen teachers. This also makes it possible to combine forces for a larger project, possibly abroad. The Spanish teachers, on the other hand, are also isolated and have hardly any exchange with other prison schools. In contrast, the current 50 or so teachers in Switzerland meet regularly, either physically or virtually. On these so-called exchange days, pedagogical topics as well as topics from the prison sector are dealt with. In addition, the teachers have time for peer review among themselves.

Not surprisingly, both sides praised the professionalism of the teachers in the visited correctional facilities. And both sides also gained the impression in each case that the cooperation with the prison staff was very good – both from their own experience that they would like to see better cooperation.

Given the accompanying cultural activities and the shared meals, the teachers spent two very intensive weeks of professional exchange. But all participants would also like to take part in a job shadowing another time, because they experienced these days as very enriching and inspiring.

In the spirit of the proverb: Only those who cross borders will discover new horizons!

Teachers from the following institutions were present at the job shadowing:

  • CEPER Retamar, Almería at CP El Acebuche
  • AVOPRI in the CIS Matilde Cantos Fernández, Granada
  • Swiss Institute for Education in Prison, SCEPP Fribourg

A big thank you to all the participating correctional institutions who opened their doors despite the pandemic and thus made this job shadowing possible. It could take place thanks to funding from the Swiss Eramus+ agency movetia.

Thomas Wüthrich
Coordinator Job Shadowing SCEPP
Swiss Centre of Expertise in Prison and Probation


German

Jobshadowing Schweiz – Spanien

Bereits zum dritten Mal fand ein Austausch zwischen den Lehrpersonen der Bildung im Strafvollzug aus Andalusien, Spanien, und aus der Schweiz statt. Dieser berufliche Austausch war eigentlich für Frühling 2020 geplant, alles auch schon fertig organisiert, Flüge gekauft, Hotels reserviert, Eintritte für Sehenswürdigkeiten bezahlt – und dann kam die Pandemie.

Im Frühsommer 2021 konnte darauf gehofft werden, dass das Reisen zwischen den beidenLändern wieder möglich und vor allem der Besuch in den jeweiligen Gefängnissen wieder erlaubt sein würde. Wir hatten Glück. Anfang Oktober reiste die siebenköpfige Schweizer Delegation nach Almería und Granada, die die Lehrpersonen aus diesen beiden Städten waren Anfang November in der Schweiz.

Im Centro de Educación Permanente Retamar im Gefängnis El Acebuche in Almería waren die Schweizer Lehrpersonen davon überrascht, welche Projekte mit den Gefangenen im Rahmen des Unterrichts realisiert werden können. Besonders beeindruckt waren sie von einer Videoproduktion zum Thema der Wert der Freiheit. Da in spanischen Gefängnissen im Gegensatz zu den schweizerischen keine Arbeitspflicht besteht kann viel mehr auf die Aus- und Weiterbildung der Gefangenen fokussiert werden. Es steht mehr Zeit für den Unterricht zur Verfügung.

Die spanischen Kolleginnen haben denn auch kritisch bemerkt, dass die Bildung im Strafvollzug in der Schweiz noch nicht den Stellenwert hat, den sie haben sollte, um einem Gefangenen optimale Voraussetzungen für die Zeit nach der Entlassung mit auf den Weg zu geben. Ein halber Tag Schule gegenüber viereinhalb Tagen Arbeit sei eindeutig zu wenig. Andererseits haben sie auch die Vorteile der Arbeitspflicht erkannt. Die tägliche Arbeit gibt den Gefangenen eine stabile Tagesstruktur und bereite sie in Sachen Arbeitsrhythmus und selbstständiges Arbeiten gut auf die Arbeitswelt ausserhalb der Mauern vor.

Ein grosser Vorteil des Systems in Spanien ist, dass die Schulen in den Gefängnissen dem öffentlichen Schulsystem angehören und die Bildungsteilnehmer*innen daher offizielle Schulabschlüsse machen können. In der Schweiz ist das auf dem Niveau der Grundschule,

Primar- und Sekundarschule, bislang noch nicht möglich. Es können allenfalls Sprach- und ECDL-Diplome erworben werden. Bei der Berufsbildung hingegen können Gefangene sehr wohl eine Berufslehre in verschiedenen Berufen abschliessen – im Wesentlichen aber nur diejenigen, die eine langjährige Haftstrafe verbüssen müssen.

Während die spanischen Kolleginnen über die schweizweite Lernplattform mit verschiedenen Lernprogrammen und einem beschränkten Zugang (Whitelist) ins Internet gestaunt haben, waren die Schweizer Lehrpersonen beeindruckt, wie die Schulen auf ihrer internen Plattform Lerninhalte mittels moodle zum selbst gesteuerten Lernen zur Verfügung stellen.

Die Hälfte der Lehrpersonen in der Schweiz arbeitet allein oder zu zweit in einer Vollzugseinrichtung, während das Kollegium in einem spanischen Gefängnis rund ein Dutzend Lehrer*innen zählt. Auch das ermöglicht, Kräfte für ein grösseres Projekt, allenfalls im Ausland, zu bündeln. Die spanischen Lehrpersonen andererseits auch isoliert und haben kaum Austausch mit anderen Gefängnisschulen. Demgegenüber treffen sich die aktuell rund 50 Lehrpersonen in der Schweiz regelmässig, sei es physisch oder virtuell. An diesen so genannten Austauschtagenwerden sowohl pädagogische Themen wie auch solche aus dem Bereich Justizvollzug behandelt.

Überdies haben die Lehrpersonen Zeit für eine Intervision untereinander. Wenig überraschend lobten beide Seiten die Professionalität der Lehrpersonen in den besuchten Vollzugseinrichtungen. Und beide Seiten gewannen jeweils auch den Eindruck, dass die Zusammenarbeit mit dem Gefängnispersonal sehr gut sei – beide aus der eigenen Erfahrung heraus, dass sie sich eine bessere Zusammenarbeit wünschen würden.

Angesichts der begleitenden, kulturellen Aktivitäten und den gemeinsamen Essen verbrachten die Lehrpersonen zwei sehr intensive Wochen des beruflichen Austauschs. Aber auch alle Beteiligten würden auch gerne ein weiteres Mal an einem Jobshadowing teilnehmen, denn sie erlebten diese Tage als sehr bereichernd und inspirierend.

Ganz im Sinne des Sprichworts: Nur wer Grenzen überschreitet wird neue Horizonte entdecken!

Am Jobshadowing waren Lehrpersonen aus folgenden Einrichtungen dabei:

  • CEPER Retamar, Almería im CP El Acebuche
  • AVOPRI im CIS Matilde Cantos Fernández, Granada
  • Fachstelle Bildung im Strafvollzug, SKJV Fribourg

Ein grosser Dank an alle beteiligten Vollzugseinrichtungen, die trotz der Pandemie ihre Tore öffneten und so dieses Jobshadowing ermöglichten. Es konnte dank der Finanzierung durch die schweizerische Eramus+ Agentur movetia stattfinden.

Thomas Wüthrich
Koordinator Jobshadowing SKJV