Forword – Newsletter September 2022 [EN | GE]

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“We remember 50% of what we see and hear, but 80% of what we personally experience,” explained a colleague from the Netherlands at the International Conference on Prison Education in Portugal this spring. Furthermore, it can often be observed in lessons with people in prison that they react very positively to playful elements, even join in with great motivation. After all, quite a few of them have had bad experiences with traditional school classes and are therefore also sceptical about teaching in prison.

We teachers are therefore challenged to find new ways in teaching that offer room for individual expression, that set less clear, unambiguous and perhaps even restrictive goals, but instead give priority to the development of personality, self-esteem and curiosity. Learning landscapes that stimulate creativity are suitable for this purpose, be it a writing workshops, a theatre or video production or a painting or music studio. We subsume such activities under non-formal education.
Non-formal, because no curriculum describes the activity, but the commitment of all those involved determines the outcome. Education, because in all these activities a process, an examination of one’s own doing and acting is in the centre, but not in the front, but as a side effect that develops in the background, almost unconsciously. Important skills such as perseverance, persistence, frustration tolerance and the ability to self-reflect are trained in these processes.

In this newsletter, we give an overview of informal education in Europe’s prisons based on an incomplete selection. Current media such as video are increasingly used, be it in Greece, Spain or Germany. Here, the project presented to us by Inge Roy in the interview “the teacher’s voice” is certainly outstanding. It is quite extraordinary that imprisoned persons are allowed and willing to report on their everyday life from prison on a publicly accessible website.

But theatre productions also continue to enjoy great popularity. Be it at the prison theatre festival in Bucharest, which takes place every year in November, or the attempt of students of theatre education in Zurich to interact in an artistic way with imprisoned men and, even in times of Corona, to create a production for the outside world.

Finally, the Erasmus+ project Art of Freedom has to be mentioned. The project focused on educating and training visual artists to participate in projects working with prisoners and in prison, as well as training prison staff to sensitise them to creative work. At the end of the month, two books will be presented in the Netherlands, which are a kind of guide for artists as well as prison staff on how art can be used in a beneficial way in everyday prison life. They will also appear as PDF documents on the EPEA website.

We hope you enjoy the articles!


Vorwort

Thomas Wüthrich, EPEA-Präsident ad interim

«Wir erinnern uns an 50% der Lerninhalte, die wir sehen und hören, aber an 80%, wenn wir sie persönlich erleben», erklärte ein Kollege aus den Niederlanden anlässlich der internationalen Konferenz zur Bildung im Strafvollzug in Portugal im Frühjahr dieses Jahres. Zudem ist im Unterricht mit den inhaftierten Menschen oft zu beobachten, dass sie auf spielerische Elemente sehr positiv reagieren, ja sehr motiviert mitmachen. Denn nicht wenige von Ihnen haben in Bezug auf den klassischen Schulunterricht schlechte Erfahrungen gemacht und stehen somit auch dem Unterricht im Gefängnis skeptisch gegenüber. 

Wir Lehrpersonen sind also gefordert, im Unterricht auch neue Wege zu gehen, die dem individuellen Ausdruck Raum bieten, weniger klare, eindeutige und vielleicht sogar einengende Ziele vorgeben, sondern der Entwicklung der Persönlichkeit, des Selbstwertgefühls und Neugier Priorität einräumen. Hierzu eignen sich die zur Kreativität anregenden Lernlandschaften, sei es eine Schreibwerkstatt, eine Theater- oder Video-produktion oder ein Mal- oder Musikatelier. Solche Aktivitäten subsumieren wir unter informeller Bildung. 

Informell, weil kein Lehrplan die Aktivität beschreibt, sondern das Engagement aller Involvierten das Resultat bestimmt. Bildung, weil bei all diesen Tätigkeiten ein Prozess, eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun und Agieren im Zentrum steht, aber eben nicht vordergründig, sondern als Begleiterscheinung, die sich im Hintergrund, ja fast unbewusst entwickelt. Wichtige Kompetenzen wie Ausdauer, Hartnäckigkeit, Frustrationstoleranz und die Fähigkeit zur Selbstreflexion werden dabei trainiert. 

In diesem Newsletter geben wir anhand einer unvollständigen Auswahl einen Überblick über die informelle Bildung in den Gefängnissen Europas. Aktuelle Medien wie Video werden zunehmend genutzt, sei dies in Griechenland, Spanien oder Deutschland. Hier ist das Projekt, das uns Inge Roy im Interview «The Teacher’s Voice» vorstellt, sicher herausragend. Es ist schon aussergewöhnlich, dass inhaftierte Personen auf einer öffentlich zugänglichen Website über ihren Alltag aus dem Gefängnis berichten dürfen und wollen. 

Aber auch Theaterproduktionen erfreuen sich nach wie vor grosser Beliebtheit. Sei dies am Gefängnistheater-Festival in Bukarest, dass jedes Jahr im November in Bukarest stattfindet, oder der Versuch angehender Theaterpädagog*innen in Zürich, mit inhaftierten Männern künstlerisch zu interagieren und auch in Zeiten von Corona, eine Produktion für die Aussenwelt zu erarbeiten. 

Schliesslich sei noch auf das Erasmus+ Projekt «Art of Freedom» hingewiesen. Das Projekt fokussierte sich auf die Ausbildung und Schulung von bildenden Künstlerinnen und Künstlern für die Teilnahme an Projekten, in denen mit Gefangenen und im Gefängnis gearbeitet wird, sowie auf die Schulung von Gefängnismitarbeitern, um sie für kreatives Arbeiten zu sensibilisieren. Ende Monat werden in den Niederlanden zwei Bücher präsentiert, die eine Art Anleitung für Künstler*innen wie auch für Gefängnis-Angestellte sind, wie Kunst im Gefängnisalltag Gewinn bringend eingesetzt werden kann. Als PDF-Dokumente werden sie auch auf der EPEA-Website erscheinen. Wir wünschen viel Spass bei der Lektüre der Artikel!